Wenn ich an Schlitten denke, dann kommt mir Schnee, Winter und das Gefühl des Fliegens in den Sinn. Mit der ganzen Schule fahren wir nach Bad Hindelang. Eine eineinhalbstündige Busfahrt. Jeder schön bepackt mit Wasser und Süßigkeiten. Angespannt sitze ich auf den Sitz und denke, wie der Tag wohl sein wird. Im Schulhof genossen wir noch den Sonnenschein. Ich frage mich, ob das denn überhaupt möglich ist, an einem schönen sonnigen Tag noch Schlitten zu fahren? Meine Schwester, die mir gegenüber sitzt, sagt: ,,Ich hoffe niemand bekommt ein blaues Auge ab“. Wenn man noch wüsste, was alles passieren kann. „Hoffentlich kommt diejenige nur mit einem blauen Auge davon“,
erwidere ich ihr. Endlich angekommen steige ich aus und werfe auf die Südseite des Berges, auf der keine Spur von Schnee zu sehen ist, einen skeptischen Blick. Erst dann wende ich einen vorsichtigen Blick zur Nordseite, die reichlich Schnee aufweist. Ich atme auf. Nun bekommt jede von uns ein Ticket für die Liftfahrt, das elf Euro kostet, in die Hand gedrückt. „Nicht verlieren!“, lautet die strenge
Anweisung der Lehrerin.
An der Liftstation bekommen wir aus Holz gemachte Schlitten und wir fahren hoch. Berge, beschneite Spitzen, in Schnee gehüllte Tannen und azurblauer Himmel – eine atemberaubende Aussichterstreckt sich vor unseren Augen. Auf dem Berg gibt es eine Cafeteria. Viele Schüller fangen gleich mit dem Schlittenfahren an. Enttäuscht stelle ich fest, dass ich nicht einmal fähig bin meine Schlitten zu lenken. Doch dann lerne ich von meiner Schwester, dass man beim Linksabbiegen, mit dem linken Fuß den Boden berührt, doch beim Rechtsabbiegen das Gegenteil davon macht. Überrascht, wie leicht es doch ist, fahre ich den Berg herab. Plötzlich sehe ich vor mir eine scharfe Kurve. Ich muss jetzt gekonnt lenken, sonst… Jetzt den rechten Fuß stark über den Schnee gleiten lassen! Ein Schrei entfährt mir. Etwas flitzt vor meinen Augen vorbei. Dann erkenne ich meine Freundin, die in die Kurve nicht geschafft hat. Leichtes und unstabiles Netz, an dem sie sich hält, um nicht bergab herabzurutschen, gibt langsam nach. Meine andere Klassenkameradin und ich steuern rasend auf sie zu und halten sie an den Händen von beiden Seiten fest. Wir ziehen… Hurra! Erfolg! Sie kommt wieder auf die Beine und holt, indem sie einen Umweg macht, ihre Schlitten ab. Nach zwei weiteren Runden steigen wir in den Bus ein. So erschöpft wie ich bin, knalle ich mich auf den Sitz. Im gleichen
Augenblick fallen meine Augenlider zu. Was für ein herrlicher weißer Flug!